Freiberg – Ein trüber Herbstmorgen, die Straßen der Altstadt füllen sich langsam. Doch hinter den geschlossenen Türen vieler Häuser verbirgt sich ein Thema, über das nur selten gesprochen wird: Libidoverlust.
Für viele Menschen ist das Nachlassen der sexuellen Lust ein schambehaftetes Thema, das oft nicht einmal mit dem engsten Partner besprochen wird. Doch in Freiberg wird das Schweigen zunehmend gebrochen. Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfegruppen setzen sich dafür ein, Licht in die Dunkelheit dieses Tabus zu bringen.
Stimmen aus Freiberg
Im Wartezimmer einer örtlichen Praxis für Paartherapie treffe ich auf Sabine und Markus (Namen geändert), ein Paar Mitte 40. Seit einem Jahr kämpfen sie mit Problemen, die ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen. „Es ist nicht so, dass wir uns nicht lieben“, erklärt Sabine. „Aber es fehlt einfach die Nähe, die wir früher hatten.“
Markus nickt zustimmend, fügt jedoch hinzu: „Ich habe mich lange gefragt, ob ich etwas falsch mache, bis wir gemeinsam beschlossen haben, Hilfe zu suchen.“
Ihr Weg führte sie zur Praxis von Dr. Anke W., einer Sexualtherapeutin in Freiberg. Sie berichtet, dass immer mehr Paare ihre Praxis aufsuchen. „Libidoverlust ist ein häufiges, aber unterschätztes Problem. Oft stecken physische oder psychische Ursachen dahinter, manchmal auch beides“, erklärt sie.
Ursachen und Auslöser
Die Ursachen für Libidoverlust sind vielfältig. Dr. W. erläutert, dass hormonelle Veränderungen – etwa durch die Wechseljahre oder nach der Geburt eines Kindes – eine Rolle spielen können. Auch chronischer Stress, Schlafmangel oder Medikamente wie Antidepressiva haben oft Auswirkungen.
„In Freiberg sehen wir auch viele Fälle, die durch den beruflichen Druck in Verbindung mit familiären Verpflichtungen ausgelöst werden“, so Dr. W. Besonders in den letzten Jahren habe die Pandemie zusätzliche Belastungen geschaffen.
Neben körperlichen Ursachen gibt es auch emotionale und partnerschaftliche Faktoren. „Unausgesprochene Konflikte oder eine fehlende Kommunikation können die Intimität stark beeinträchtigen“, betont die Therapeutin.
Unterstützung in Freiberg
In Freiberg gibt es mittlerweile einige Anlaufstellen, die Betroffenen helfen. Neben spezialisierten Therapeuten bieten auch die Bergstadt Klinik und die Volkshochschule Freiberg Kurse und Workshops an, die sich mit Themen wie Stressbewältigung, Achtsamkeit und Paarkommunikation beschäftigen.
Eine weitere Möglichkeit sind Selbsthilfegruppen, die sich regelmäßig in der Stadtbibliothek treffen. Hier tauschen sich Betroffene in einem geschützten Raum aus.
„Die Treffen haben mir sehr geholfen“, erzählt Maria, eine Teilnehmerin. „Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Und manchmal bekommt man auch hilfreiche Tipps, die man im Alltag umsetzen kann.“
Der Blick nach vorne
Die Therapeuten und Unterstützungsgruppen in Freiberg sind sich einig: Der erste Schritt zur Besserung ist das Gespräch. „Viele Paare leiden lange, weil sie das Thema nicht ansprechen“, sagt Dr. W. „Doch je früher man sich Hilfe sucht, desto besser sind die Chancen, die Beziehung wieder zu stärken.“
Markus und Sabine sind auf einem guten Weg. Nach mehreren Sitzungen berichten sie, dass sie sich wieder näherkommen. „Wir haben gelernt, besser über unsere Bedürfnisse zu sprechen“, sagt Markus. „Es ist ein Prozess, aber wir fühlen uns wieder als Team.“
Ein Thema, das alle betrifft
Libidoverlust ist kein Einzelfall – und schon gar kein Zeichen von persönlichem Versagen. In Freiberg wird daran gearbeitet, das Thema aus der Tabuzone zu holen. Die Stadt zeigt, dass es Lösungen gibt, wenn man bereit ist, das Problem anzupacken.
Dr. W. schließt unser Gespräch mit einem ermutigenden Appell: „Die Lust kann zurückkehren. Es braucht Zeit, Offenheit und manchmal auch professionelle Hilfe. Aber es lohnt sich – für die Beziehung und für einen selbst.“
Hoffnung und Unterstützung
In Freiberg stehen die Türen offen für alle, die mit diesem stillen Leiden kämpfen. Von therapeutischen Angeboten bis hin zu offenen Gesprächen in Selbsthilfegruppen: Die Stadt beweist, dass niemand allein sein muss.
Die Herbstblätter fallen, und mit ihnen vielleicht auch die Hemmungen, über dieses wichtige Thema zu sprechen. Denn wie Sabine es ausdrückt: „Manchmal muss man einfach den Mut haben, den ersten Schritt zu machen.“